Michael Deffland
 

Leseproben 




Aus "Die Reise der Auserwählten - Kapitel 1"

Am äußeren Rand ihres kleinen Städtchens blieben sie noch einmal stehen. Sie blickten über die Weiden vor ihnen. Das Grün der Wiesen schimmerte in dieser klaren Nacht leicht bläulich. Ihr Blick schweifte hinunter bis ins seichte Tal und am anderen Ende wieder hinauf, bis zu den ersten Baumgruppen des Waldes. Ein schöner, ruhiger und friedlicher Anblick. Die Brüder sagten zunächst nichts. Sie waren in ihren Gedanken verloren und fragten sich in diesem Moment, ob es wirklich eine gute Idee war.

 

>>Sag mal…Machst du es wirklich nur für den Ruhm?<<, fragte Aion.
>>Ja und nein. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich den ganzen Tag schon so ein komisches Gefühl. Eigentlich beschäftigt mich dieses Gefühl schon, seitdem dieses Ungeheuer aufgekreuzt ist.<<
>>Was für ein Gefühl?<<
>>Ich weiß auch nicht. Ich habe in der letzten Zeit öfter hier an genau dieser Stelle gestanden. Ich habe den Wald da hinten beobachtet und gehofft irgendwas sehen oder hören zu können. Manchmal habe ich mir eingebildet ein Flüstern zu hören. Eine tiefe, dunkle Stimme, die zu mir spricht.<<
>>Was sagte sie?<<, wollte Aion wissen.
>>Rasmon, komm!<<
>>Hmm, das ist seltsam.<<
>>Was ist seltsam? Die Tatsache, dass ich mir einbilde, Stimmen zu hören oder das, was diese Stimme sagt?<<, wollte Rasmon wissen.
>>Naja, mir ging es ähnlich in letzter Zeit. Bei mir waren es Träume. Eigentlich war es immer derselbe Traum. Ich sah genau diesen Moment, wo du in der Arena aufgesprungen bist, um dich freiwillig zu melden. Ich sah, wie wir beide durch die Wälder jagten und ich spürte jedes Mal eine Gegenwart, eine Präsenz. Ich hatte einfach immer das Gefühl, wir sind nicht allein. Und ich spürte, dass es der Wille von dieser Präsenz war, dass wir beide hinter ihr her sind. Manchmal bin ich dann schweißgebadet aufgewacht und hatte immer noch das Gefühl, da ist irgendwas. Ja und manchmal habe ich mir eingebildet ein Flüstern zu hören. Genau wie bei dir.<<
>>Das hatten wir schon mal. Als wir Kinder waren. Erinnerst du dich?<<, stellte Rasmon fest.
>>Ja. Jetzt, wo du es sagst. Wir hatten beide immer wieder den gleichen Traum. Wir haben das später irgendwann durch Zufall festgestellt. Wir träumten, dass wir an einen geheimen, verborgenen Ort gelangt sind. Dort war ein kleiner See, inmitten einer großen Höhle. Es führten Treppen aus dem See heraus. Ein langer Gang mit Leuchtfeuern oder sowas. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.<<
>>Erinnerst du dich noch an das Gefühl, das wir in diesem Traum hatten?<<, wollte Rasmon wissen.
>>Ja. Wir hatten beide das Gefühl angekommen zu sein. Wir hatten lange keine Ahnung, was dieser Traum bedeuten sollte. Bis unser damaliger Geschichtslehrer von einer Legende, einem Mythos erzählt hat.<<, ergänzte Aion.
>>Ganz genau. Er erzählte uns von einer sagenumwobenen Quelle aus der das erste Leben entstiegen sein soll. Wir beide haben uns angesehen und wussten Bescheid. Das ist wirklich seltsam. Was ist das? Was soll das bedeuten?<<
>>Ich weiß es nicht, Rasmon. Ich denke aber, dass niemand anders außer wir hier und heute stehen sollte.<<
>>Ja. Wer sonst, wenn nicht wir.<<, sprach Ramon und warf dabei ein lautes Lachen hinterher.
>>Also…Gehen wir jetzt in den Wald und holen uns den Kopf von diesem Vieh?<<, sprach er dann weiter.
>>Ich hoffe, es wird so leicht, wie du es denkst.<<

Aus "Die Bluthexe - Kapitel 2"
Es war das letzte Schuljahr für Valisia. Sie ging eines Tages allein nach Hause. Das tat sie schon eine ganze Weile. Torm hatte sie früher immer von der Schule abgeholt, doch das wollte sie irgendwann nicht mehr. Ihr Weg führte durch eine kleine Gartenanlage, umringt von hohen Bäumen. Dort wurde sie von einer Gruppe Mitschüler aufgelauert. Es waren vier Mädchen und zwei Jungen. Eines der Mädchen war eine junge Schönheit mit feurigem Temperament. Sie stellte sich vor Valisia und versperrte ihr den Weg. Valisia blieb ruhig.

>>Du hast mir meinen Freund genommen. Er hat mich verlassen wegen dir, du kleines Miststück.<<, zeterte die aufgebrachte kleine Diva.
>>Ich habe dir gar nichts genommen. Ich habe ihn nur einmal geküsst. Mehr nicht. Es hat mir nicht einmal gefallen.<<

Das machte es nicht gerade besser. Nun wurde das kleine Biest handgreiflich und krallte sich in die Bluse von Valisia fest.

>>Du musst nicht meinen, nur weil dein Vater oberster Gardist der Burgwache ist, stehst du unter besonderem Schutz. Auch dein Bruder ist gerade nicht hier. Ich werde dir jetzt eine Lektion erteilen, die du so schnell nicht wieder vergessen wirst.<<

Dann zerriss sie die Bluse und entblößte Valisias Brüste. Die Jungen lachten spottend und auch die anderen Mädchen lachten sie aus. Valisia machte keine Anstalten, ihre Brüste zu verdecken. Sie stand einfach nur ruhig da. Dann hob sie einen Zeigefinger. Sie führte ihn vors Gesicht der kleinen Furie. Die hörte plötzlich auf zu lachen und wurde merkwürdig still. Sie legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. So als wollte sie sagen, „Schweig!“.  Mit einem Mal fing ihre Rivalin an zu zittern. Sie merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Sie riss die Augen weit auf, voller Panik. Auch die anderen hörten auf zu lachen und starrten auf ihre Kameradin. Sie spürten ebenso, dass etwas nicht stimmte mit ihr.

>>Was ist? Was hast du?<<, wollte einer ihrer Freunde wissen.

Das Mädchen riss ihren Mund auf. Immer und immer wieder. Doch es kam kein Ton heraus. Sie versuchte zu sprechen, sie versuchte zu schreien. Nichts. Sie fiel auf ihre Knie und weinte. Doch man hörte nicht einmal ein Schluchzen oder Wimmern.

>>Was hast du getan??<<, schrie der andere Junge Valisia an.

Er ging auf sie los, wie ein wildgewordener Ochse und holte zum Schlag aus. Valisia konnte seine Hand ergreifen. Blitzschnell drehte sie seine Hand um und zwar so heftig, dass man ein lautes Knacken vernahm. Der Junge ging sofort zu Boden und windete sich dort vor Schmerzen. Der Rest wusste nicht, was sie tun sollten. Kümmerten sie sich um das plötzlich verstummte Mädchen oder um den am Boden schreienden Jungen. Blankes Entsetzen stand in ihren Gesichtern. Valisia zupfte sich den Rest ihrer Bluse zurecht und bedeckte ihre Brüste. Dann strich sie sich durch ihr langes blondes Haar und hob stolz ihr Kinn. Ganz gemütlich schritt sie an ihnen vorbei mit einem hämischen Grinsen.

>>Du Hexe! Das wirst du noch büßen!<<

 

 


Aus "Die ewige Flamme - Kapitel 1"
So entschloss sich Rasmon, jemanden von diesem Volk zu seinem Verbündeten zu machen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Er stieg hinab auf Bleskmir und suchte sich den skrupellosesten, machthungrigsten, habgierigsten Schurken dieses Planeten.

Mayakov war ein hochgewichtiger, sehr fettleibiger Artgenosse. Seine Bewegungen waren schwerfällig und jede Einzelne war wohlüberlegt. Es grenzte fast an ein Wunder, dass er sich überhaupt noch selbstständig fortbewegen konnte. Nach jedem Schritt folgte ein mürrisches Schnaufen. Seine Gesichtszüge deuteten auf einen fiesen, skrupellosen Charakter hin. Sein schwammiges Doppelkinn schwappte herunter bis zu seiner Brust, so dass er keinen Hals zu haben schien. Sein aufgedunsenes, aufgeschwemmtes Haupt war kahlköpfig und von einigen Warzen übersät. Er war eine regelrecht ekelhafte, abstoßende Erscheinung. Von jeher stopfte er alles in sich rein. Das Essen war mit unter seine einzige Leidenschaft. Abgesehen von der Leidenschaft des Scheffelns und seinen jungen, schlanken Bediensteten, denen er gerne mal einen Klaps auf den Po gab und dabei dreckig lachte. Die meisten weiblichen Wesen waren Bedienstete. Von jeher wurden die Frauen unterdrückt. Sie hatten keine Wahl und mussten sich ihrem Schicksal fügen. Mayakov hatte einen erheblichen Verschleiß an weiblichem Personal. Keine hielt es lange unter seinem Joch aus. Mayakov scheffelte sich ein riesiges Vermögen zusammen. Sein Reichtum war unbeschreiblich groß. Er hatte alles und es gab kaum etwas, was ihm Vergnügen bereitete. Er war Stadthalter eines der größten Städte auf Bleskmir. Sein Einfluss machte ihn zu einem der mächtigsten Männer auf diesem von größter Habgier geplagten Planeten. In anderen Teilen des Universums, in anderen Welten, spricht man von den sieben Todsünden. Jeder dieser Todsünden wird ein Dämon zugeteilt. In Mayakov sah Rasmon gleich alle der sieben Todsünden. Er war hochmütig, neidisch auf alles, was andere hatten und er unbedingt haben wollte, er war zornig, wenn er es nicht bekam, er war träge, habgierig, fraß alles was er kosten wollte und konnte nicht die Finger lassen von den schönen Frauen. Im Grunde wurde mit Mayakov eine achte Todsünde geboren, die alle anderen sieben Todsünden vereinte. Mayakov war der Dämon dieser achten Todsünde. Er war ein gefundenes Fressen für Rasmon. Ein perfektes Opfer.
Es war schon sehr spät geworden. Der fette Kollos arbeitete noch einige Unterlagen durch und entschloss sich dann zu Bett zu gehen. Er hievte seinen Leib aus dem dick gepolsterten Bürosessel und schleppte sich in das angrenzende Schlafzimmer. Er legte sich mit einem Knarren nieder. Das Holz seines Bettes nahm die schwere Last nur widerspenstig auf. Gerade, als er im Begriff war das Licht auszuschalten, meinte er einen Schatten gesehen zu haben. Er hielt einen Moment inne und lauschte. Als er sich erneut dem Licht zuwandte, hallte plötzlich eine Stimme durch den Raum.

>>Mayakov!<<


Starr vor Angst richtete er sich auf.

>>Hat da wirklich gerade jemand meinen Namen ausgesprochen?<<, dachte Mayakov bei sich.


Wieder erhallte die Stimme.

>>Mayakov!<<  

Der Schweiß tropfte aus seinen Poren. Ab und an holte er sich ein paar Gespielinnen in sein Schlafgemach, aber ansonsten hatte hier niemand Zutritt. Nur zögerlich brachte er ein paar Worte über seine Lippen.

>>Wer ist dort? Zeige dich!<<